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CocoonDance Company/Rafaële Giovanola : STANDARD
In STANDARD steht alles auf dem Kopf: die Körper, als auch unser Bild vom Gesellschaftstanz. Als die Verkörperung von Menschsein, Würde und Disziplin, ja gar als Ausdruck des Zivilisationsprozesses schlechthin, besitzt der Gesellschaftstanz über Jahrhunderte hinweg gesellschaftlichen Modellcharakter und bildet so ein spannendes Widerspiel zum Zeitgenössischen Tanz. In ihm spiegeln sich Paradoxa aus Freiheit und Kontrolle, Improvisation und Notation, Verlangen und Selbstführung. CocoonDance denkt die normierten Körperbilder neu, um sie zu überwinden. Die daraus erwachsenden alienhaften Kreaturen, führen uns in eine Welt von schwankender Eleganz. Der neu gedachte Körper vermag seine soziale Konstruktion ebenso bewusst zu machen, wie die Freiheit, uns immer wieder in neuer Gestalt zu erfinden.
Das Interesse gilt ganz grundsätzlich dem menschlichen Habitus, als einer kulturellen Choreographie, die erlernbar ist und auf Gewohnheit beruht. Dieser beruht auf „Techniken des Körpers“, die der französische Soziologe Marcel Mauss als „die Weisen, in der sich die Menschen in der einen wie in der anderen Gesellschaft traditionsgemäß ihres Körpers bedienen“ bestimmt. Auf der Suche nach dem ‚ungedachten‘ Körper wird Gesellschaftstanz von CocoonDance rein physisch als Körperkonzept aufgefasst, nach dessen Essenz befragt, dekonstruiert und im Hinblick auf eine eigenständige neue Bewegungsform und Körperlichkeit transformiert.
COMPAGNIE
Das kollektive Projekt CocoonDance um die Schweizer Choreographin Rafaële Giovanola, FAUST-Preisträgerin 2022, ist aus der zeitgenössischen europäischen Tanzszene nicht mehr wegzudenken. Gegründet im Jahr 2000, ist die Company seither mit rund 50 Produktionen unterwegs auf fünf Kontinenten und wurde mehrmals durch Einladungen zu den wichtigsten Veranstaltungen der Szene auf nationaler, wie der Tanzplattform Deutschland 2018 und 2020 wie internationaler Ebene durch Einladungen zu renommierten Festivals ausgezeichnet. Seit 2004 bespielt die Company die Sparte Tanz im Bonner Theater im Ballsaal, einem Haus der produzierenden Künstler, Schnittstelle und Wirkungsbereich verschiedenster Faktoren des Zeitgenössischen Tanzes, so auch zahlreiche Projekte der Kunstvermittlung. Intensive, schier unbegrenzte Körperrecherchen sowie kollektive Entscheidungsprozesse begründen die ästhetische Dichte und dramaturgische Konsequenz der Arbeiten, welche unsere Vorstellungen von Bewegung und Körper, faszinierend wie verstörend zugleich, immer wieder aufs Neue in Frage stellen.
Die makellose Choreographie von Rafaële Giovanola versetzt uns optisch und akustisch in eine neue, fremde Welt. Die macht neugierig und weckt die Entdeckerfreude eines Biologen. Die Wesen haben Freiheit gewonnen von den Regeln des menschlichen Seins, aber an Disziplin mangelt es ihnen nicht. Und an Würde nicht minder.
Dietmar Zimmermann, Theaterpur.net, Abruf: 11.12.2021
TEAM
Von und mit Cristina Commisso, Alvaro Esteban, Clémentine Herveux, Marin Lemić, Colas Lucot, Susanne Schneider/Margaux Dorsaz
Choreographie Rafaële Giovanola
Musik Franco Mento, Jörg Ritzenhoff
Lichtgestaltung, Raum Peter Behle, Boris Kahnert
Kostüme Fa-Hsuan Chen
Workshops Standardtanz Paul und Yulia Lorenz, Randolph Han
Outside Eye Martina De Dominicis
Dramaturgie Rainald Endraß
Produktionsleitung Lena Peters, Maxime Rappaz
Management Mechtild Tellmann
Premiere 30. Oktober 2021, Ringlokschuppen Ruhr, Mülheim
Eine Produktion von CocoonDance in Koproduktion mit Théâtre du Crochetan Monthey, Ringlokschuppen Ruhr Mülheim, Theater im Ballsaal Bonn, Malévoz Quartier Culturel
Gefördert durch Kunststiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Bundesstadt Bonn, Pro Helvetia, Theatre-ProVS, Le Conseil de la Culture Etat du Valais, La Loterie Romande und durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.