SOMMERAKADEMIE Tanzanweisungen | F I C T I O N S

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TANZANWEISUNGEN (it won't be like this forever)

It won’t be like this forever steht auf dem Schild, das Choreograf Moritz Ostruschnjak über die Bühne trägt, während sich Tänzer Daniel Conant vor Corona-gerecht platziertem Publikum am Schuhplattler verausgabt. Das dreißigminütige Solo TANZANWEISNUNGEN ist voll solcher selbstreflektiver und ironischer Verweise, die sich eindeutigen Zuschreibungen entziehen. Ostruschnjak bleibt seinem eklektizistischen Stil der letzten Produktionen treu und lässt seinen Solisten mühelos vom Schuhplattler ins Grand jeté, vom Boxtrippelschritt zum Breakdance-Move und von der Référence zum Seilspringen wechseln; verbindendes Element ist dabei der Sound, jenes Stampfen, Klatschen, Atmen, Springen, Federn, das als durchgehender Rhythmus den Raum ausfüllt. Wie aufgezogen arbeitet sich der Protagonist unermüdlich durch den höchst diversen Bewegungskanon und nimmt so Posen des Wiederstands, des Kampfes und Sieges, der stilisierten Männlichkeit, der Jugendkultur, des klassischen Balletts, des Ballroom oder des Sports in schnellem Wechsel ein – eine absurde Abfolge divergierender Elemente, die sich gegenseitig überzeichnen, ironisieren und konterkarieren und in Kombination spielerisch, doch schonungslos ins Abgründige führen. Und so endet das Stück auch mit DAFs Provokationssong „Der Mussolini“, eine wortwörtliche „Tanzanweisung“ – Tanz den Mussolini, tanz den Adolf Hitler, tanz den Jesus Christus...“

 

CHOREOGRAPH

Moritz Ostruschnjak befasst sich in seinen Arbeiten mit den Veränderungen der körperlichen und sozialen Erlebnisfähigkeit in Zeiten der Digitalisierung und Virtualisierung. Räume aus Hyperlinks sind seine Werke, die die Medienmaschinerie des 21. Jahrhunderts als Motiv und Fundus nutzen und so gesellschaftliche Prozesse gleichermaßen spiegeln wie reflektieren. Nach dem Arbeitsprinzip Pick & Mix, Cut & Paste entsteht aus heterogensten Elementen und Verknüpfungen das Narrativ einer Realität, in der Politik, Entertainment und Populismus mehr und mehr verschwimmen.

Kommend aus der Sprayer-Szene, entwickelte Moritz Ostruschnjak über Breakdance sein Interesse für den zeitgenössischen Tanz. Er studierte bei Iwanson International in München und vervollständigte seine Ausbildung bei Maurice Béjart in Lausanne. Es folgten Engagements als Tänzer im In- und Ausland. Seit 2013 arbeitet er als freischaffender Choreograf in München und realisierte das Solo "Island of Only Oneland“ sowie die Ensemblestücke "Text Neck", „BOIDS“, „UNSTERN“ und „AUTOPLAY“. Seine neueste Produktion „YESTER:NOW“ (2021) wurde in Münchens größtem Konzertsaal, der Philharmonie im Gasteig, uraufgeführt. Seine Stücke wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt, die Produktion "UNSTERN" wurde für die TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2020 ausgewählt, sein Solo TANZANWEISUNGEN für die TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2022. Er ist einer der Aerowaves Twenty21 Artists mit ebenfalls TANZANWEISUNGEN. Außerdem wurde er 2020 mit dem Förderpreis Tanz der Stadt München für seine künstlerische Arbeit ausgezeichnet. Moritz Ostruschnjak ist Mitglied bei Tanztendenz München e.V. und wird seit 2019 vom Netzwerk Grand Luxe gefördert.

Credits

Choreografie

Dramaturgie

Tanz

Lichtdesign

Kostüm

Produktionsleitung

PR

Choreografische Mitarbeit