(Rh)einfach Fest! | A performance is a long quiet river

Vorschaubild © Hans Diernberger | Veranstaltungsbild © Hans Diernberger

Céline Bellut : (Rh)einfach Fest! | A performance is a long quiet river

Welche Körper gelten in unserer Gesellschaft als aktiv, tatkräftig und handelnd? Wer wird als passiv, schwach, träge wahrgenommen? Der Philosoph Jean-Paul Sartre ging davon aus, dass sich der einzelne Mensch erst durch seine Handlungen definiert und prägte damit im gesellschaftlichen Bewusstsein auch eine vermeintlich klare Unterscheidung zwischen Aktivität und Passivität. In A performance is a long quiet river fragt Céline Bellut danach, ob diese Unterscheidung noch zeitgemäß ist und kritisiert die privilegierte Perspektive, aus der sie entstand.

Unsere Gesellschaft, ihre Architektur und Infrastruktur bieten nicht allen Körpern die gleichen Zugänge frei zu handeln, sich selbstständig zu bewegen oder unser Zusammenleben mitzugestalten. Diese strukturellen Bedingungen für das, was als aktives Handeln verstanden wird, stellt Céline Bellut zusammen mit einem Team von zwei Tänzer*innen, zwei bildenden Künstler*innen und einem Musikkomponisten in einer Inszenierung zwischen bildender Kunst und Bühnenaufführung in Frage. Die Tanz- und Bewegungssprache der Tänzer*innen erforscht das performative Potenzial von Langeweile, Bewegungsstagnation und unproduktiven Handlungen, indem sie sich mit unterschiedlichen Konzepten von Passivität auseinandersetzt und ihre körperlichen Ergebnisse in Tanz, absurde Handlungen und gemeinsames Denken in Bewegung überführt. So erforscht A performance is a long quiet river am Ende auch unsere existenzielle Angst vor Passivität, die inneren Kämpfe, aktiv sein zu wollen, auch in einer Umgebung, in der es nicht nötig ist, wie in einer Aufführung. Denn nichts zu tun ist zumeist der beste Weg, um etwas zu beginnen.

Choreografin

Céline Bellut ist eine französische Choreographin und Performerin, die zwischen Köln (DE) und Marseille (FR) arbeitet. Kurz nach ihrem Abschluss an der Folkwang Universität der Künste führte sie 2016 ihre erste Arbeit "Pop it!" im Tanzhaus NRW Düsseldorf im Rahmen von Now & Next auf, die einen unvoreingenommenen Blick auf die Sexualisierung von weiblichen* Körpern in der Popkultur bot. 2018 wurde ihre Solo-Tanz-Video-Performance "Ja est BI est BI est BI" für die Ateliers von PACT Zollverein und mehrere andere Festivals und Veranstaltungsorte in Deutschland aufgeführt. Ende 2019 wurde ihre Performance "HOLD ON", die sich mit weiblichen Sexualfantasien auseinandersetzt, vom Tanzhaus NRW und der TanzFaktur Köln koproduziert und an weiteren Spielorten in NRW aufgeführt. 2021 feierte sie mit "A performance is a long quiet river" Premiere im Tanzhaus NRW Düsseldorf. Mit einem Team aus zwei Tänzern, zwei bildenden Künstlern und einem Musikkomponisten hinterfragte sie in einer Produktion zwischen bildender Kunst und Bühnenperformance die vermeintlich klare Unterscheidung zwischen Aktivität und Passivität und stellte Jean-Paul Sartres Verständnis von der Handlungsfähigkeit menschlicher Körper in Frage. Das Stück wurde für den Kölner Tanzpreis 2022 nominiert und im Rahmen des Favoriten Festival 22 programmiert.

TEAM

Choreographie: Céline Bellut
Performance: Nejma Larichi, Jana Zöll
Musikkomposition/Dramaturgie: Jakob Lorenz
Bühnenbild: Céline Bellut, Philipp Dreber und Saskia Holte
Bühnenbildkonstruktion: Philipp Dreber
Kostüme: Saskia Holte
Lichtgestaltung: Markus Becker
Choreographische Assistenz: Jordan Gigout
Produktionsleitung: Caroline Skibinski

Eine Koproduktion des Tanzhaus NRW Düsseldorf.

In Kooperation mit der TanzFaktur Köln.

Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Landesbüro für Darstellende Künste NRW, Kulturamt der Stadt Köln.

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung von FREIRAUM, kollaborativer Konzeptions- und Arbeitsraum für die Künste, und durch das Residenzprogramm Tanzatelier 0.10 im Quartier am Hafen realisiert.

Foto: Hans Diernberger

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