Mit seinem Konzert stellt der Pianist, Komponist und Musikwissenschaftler Carlo Boccadoro eine breite Auswahl an Stücken zeitgenössischer italienischer Komponisten und damit ein weitläufiges Panorama der neuen italienischen Musik vor, die sich durch große Kreativität und eine vielfältige, manchmal sogar widersprüchliche Ästhetik auszeichnet.  Auf dem Programm stehen die sehr kurzen, fast aphoristischen Stücke von Giorgio Colombo Taccani, die rhapsodischen Reflexionen von Fabio Massimo Capogrosso und Stücke von Francesco Filidei, die sich durch große Leichtigkeit auszeichnen. Hinzu kommen Kompositionen von  Filippo Del Corno, die Vergangenheit und Gegenwart in Dialog treten lassen sowie das hektisch-minimalistische Perpetuum mobile von Ludovico Einaudi und die ironischen Bach-Interpretationen von Cesare Picco. Die strenge Abstraktheit des Stücks von Carlo Galante steht im Kontrast zu den wirbelnden Tönen von Silvia Colasanti, aber auch zum Stück Cruel Beauty von Boccadoro selbst, das eine Melodie von Claudio Monteverdi in einen völlig anderen Kontext versetzt. Am Ende des vielschichtigen Programms stehen zwei ruhigere Momente, wobei das karge Stück von Mauro Montalbetti einen Kontrast zum sehr sanften und transparenten Adagio von Federico Gardella bildet.

Carlo Boccadoro wurde 1963 in Macerata geboren. Er studierte am Konservatorium „G. Verdi” in Mailand, wo er sein Diplom in Klavier und Schlaginstrumenten erwarb. Seit 1990 ist seine Musik in wichtigen Festivals und in den renommiertesten Konzertsälen Italiens und weltweit zu hören. Als Dirigent und Pianist hat er Hunderte von Uraufführungen zeitgenössischer Musik gespielt. Im Jahr 2004 beauftragte ihn Luciano Berio für die Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit der Kinderoper La Nave a Tre Piani, die 2005 unter der Leitung des Komponisten im Auditorium in Rom aufgeführt und noch im selben Jahr am Teatro Regio in Turin erneut aufgeführt wurde Darüber hinaus hat er fünf weitere Kammeropern geschrieben und Musik für zahlreiche Theateraufführungen komponiert. Er gehört zu den Gründern des Kulturprojekts Sentieri selvaggi, das von 1997 bis 2022 ein Festival im Teatro Elfo Puccini in Mailand veranstaltet hat und von dessen Ensemble er der künstlerische und musikalische Leiter seit 1997 ist. Seit 2017 ist er auch künstlerischer Leiter der Konzertsaison der Scuola Normale Superiore in Pisa. Seit 2023 ist er künstlerischer Berater des Teatro Bonci in Cesena. Seit 2023 sitzt er im akademischen Rat des Konservatoriums Santa Cecilia. Er ist Autor mehrerer Publikationen und arbeitet seit über 25 Jahren mit Radio3 in Musikradiosendungen zusammen.

Eintritt frei