INVASION

Vorschaubild © Joris Jan Bos | Veranstaltungsbild © Joris Jan Bos

Emanuele Soavi incompany : INVASION

Ein Stück Tanz von Emanuele Soavi

Jacques Offenbach, zeitgenössische Musik und Elektronik, zeitgenössischer Tanz und Mode, Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Entertainment – all das trifft in dem für den Kölner Tanzpreis nominierten Stück INVASION aufeinander und erzeugt Reibung. Gemeinsam mit dem Soundkünstler Stefan Bohne, zwei Cellistinnen und Mode von Comme des Garçons bitten Emanuele Soavi und sein Ensemble zur Neufassung dieser lustvoll-exaltierten Performance, die in Offenbachs Leben und Werk spannende Fortschreibungsqualitäten entdeckt. Inspiriert von seiner 'Reise zum Mond' bewegt sich INVASION zwischen Utopie und Realität, Intimität und Veräußerung, Rausch und Dekadenz, Selbstbestimmung und Selbstbetäubung, entwirft choreografische Bewegungsmuster für die Kraftverhältnisse von Gesellschaft und Individuum. Die musikalische Ebene verwebt Duette für Violoncello von Jacques Offenbach mit dem der Cellistin Anja Schröder gewidmeten Stück ‚fluchten‘ des zeitgenössischen Komponisten Bernd Preinfalk und fordernden elektronischen Sounds von Stefan Bohne. 

Im Rahmen des Jacques-Offenbach-Jahres 2019 rund um den 200. Geburtstag des Komponisten untersuchte Emanuele Soavi incompany in drei unterschiedlichen Formaten dessen Mythos als gesellschaftskritische Entertainment-Maschine auf seine zeitgenössische Dimension. Offenbachs Meisterschaft und die seiner Librettisten bestand darin, gleichzeitig Kritik am politischen, aristokratischen Establishment zu üben und neue Utopien zu entwerfen. Dabei trieben sie die kurz vor der Rebellion stehende Gesellschaft in ironischer Überzeichnung und atemberaubendem Tempo am Abgrund entlang. Diese Mixtur findet sich auch in der 1872 in Paris komponierten phantastischen Oper 'Le Voyage sur la Lune' (basierend auf dem Roman 'Die Reise zum Mond' von Jules Vernes, der sich darin über den schon damals offenbar virulenten Kanonenwahn der US-Amerikaner lustig machte): Ein eindringlicher Kommentar zu Machtspielen, Zentralpolitik und einem zum Ende des 19. Jahrhunderts noch sehr stark ausgeprägten Kolonialismus; gleichzeitig der nach wie vor aktuelle und reale Traum vom Leben auf einem anderen Planeten in einer anderen Gesellschaftsform. 

Thomas Linden in Kölnische Rundschau
„… Lange ist in Kölns freier Szene nicht mehr so viel und überlegt getanzt worden … Ein gelungenes Experiment, das uns den Humor und die funkelnde Intelligenz Offenbachs mit brillanten Tanzsequenzen noch einmal bewusst macht.“

Michael Cramer in choices
„… ein klasse Abend, spannend und anregend …“

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