Deutsch-iranische Musik- und Chorprojekte
Deutsch-iranische Musik- und Chorprojekte

© Bernd G. Schmitz 

Brückenbauerin zwischen Genres und Musikkulturen

Klassische persische Kunstmusik / Traditionelle iranische Frauenmusik / Chanson, Jazz & World Music

"Was für eine Frau! Maryam Akhondy ist jemand, der beeindruckt: mit ihrer Vita, ihrer künstlerischen Vielfalt und ihrer kraftvollen Energie, mit der sie scheinbar mühelos, die unterschiedlichsten Musikprojekte unter einen Hut bringt. Akhondy gilt als eine der bekanntesten Repräsentant:innen traditioneller persischer Musik. Das alleine reicht nicht aus, um ihren musikalischen Kosmos abzubilden. Sie schafft es auf eindrückliche Weise, die Musik des Irans in neuen, ungewöhnlichen Formen zu präsentieren. Nicht zuletzt deshalb erhielt Maryam Akhondy als erste Frau den WDR Jazzpreis 2023 in der Kategorie Musikkulturen."

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Das, was der Autor Arnd Kolb in einem Blogbeitrag auf der Webseite MUSIKWELTEN des Landesmusikrats NRW schreibt, bringt in sechs Sätzen auf den Punkt, wofür die Wahlkölnerin Maryam Akhondy seit inzwischen 50 Jahren steht: für eine lange, von Offenheit für unterschiedlichste Muskkulturen und -genres geprägte Künstlerinnenkarriere, die im vorrevolutionären Teheran begann und die sich ab 1986 in der Domstadt am Rhein fortsetzte. Wer sich für alle wichtigen Stationen ihres Lebens als Sängerin und Musikerin interessiert, wird bei WIKIPEDIA fündig.

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LEHRTÄTIGKEIT

Maryam Akhondy kommt aus der klassischen persischen Kunstmusik. Den charakteristischen Gesang dieses ur-iranischen Genres hat sie als aufstrebende junge Künstlerin bei zwei der berühmtesten Ostads (Meistern) in ihrer alten Heimat gelernt: dem bekannten Musiker und Opernregisseur Esmail Mehrtasch, der ihr Gesangstalent förderte und sie unterrichtete, und bei Nasrollah Nassepour, der sie Radif lehrte, die Ordnung und Systematik der traditionellen persischen Klassik.

Später, in Deutschland, wurde Maryam Akhondy selbst zur Musiklehrerin im Feld der iranischen Musik und bei interkulturellen Musikprojekten. Seit den 1990er-Jahren gibt sie Gesangsunterricht und Workshops, u.a. beim Frauenmusikfestival Women of the World im dänischen Aarhus, der Stimmenwerkstatt in Lörrach und der Bayerischen Musikakademie in Marktoberdorf. Maryam Akhondy ist Absolventin des „Zertifikatslehrgangs Musikpädagogik für Musikerinnen und Musiker mit unterschiedlichen Kulturen“ und Dozentin für interkulturelles Singen beim Landesmusikrat NRW.

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KOOPERATIONEN

Als Sängerin und Initiatorin von Musikprojekten ist Maryam Akhondy eine der vielseitigsten iranischen Musikschaffenden. Von 1995 bis 1999 war sie die Stimme des Kölner Weltmusikorchesters Schäl Sick Brass Band und verband mit dieser erstmals persische Texte mit westlichen Klängen. Als Solistin hat Maryam Akhondy auch danach mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichsten Genres kooperiert, darunter der Opernsänger Holger Falk mit dem sie klassischen persischen Gesang und deutsche Kunstlieder im Rahmen einer Konzertreihe präsentierte. Mit der belgischen Lautenistin Sophie vanden Eynde trat sie 2018 bei den Händel-Festspielen in Halle auf. Bereits 2009 stand Maryam Akhondy mit Bobby McFerrin bei der Europa-Premiere von dessen Projekt „Bobble“ in Basel auf der Bühne. 2016 fanden sie und der Jazz-Pianist und Weltmusiker Mike Herting zum Duo „Akhondy & Herting – Interkontinentale Musik“ zusammen.

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EIGENE PROJEKTE

Maryam Akhondy leitet zwei Musikensembles und einen Frauenchor. Das von ihr 1989 gegründete „Ensemble Barbad“ spielt traditionelle persische Kunstmusik, die, was deren feierlichen Ernst und die Bedeutung innerhalb der iranischen Musik angeht, mit der Klassischen Musik in Europa vergleichbar ist. Akhondys Vokalgruppe „Banu“ ist das weltweit erste Projekt, in der die Gesänge iranischer Frauen im Mittelpunkt stehen.

Maryam Akhondys musikalische Arbeit umfasst auch die Beschäftigung mit anderen Epochen und Genres iranischer Musik, darunter ein Konzert-Projekt mit zoroastrischen Klängen und Gesängen aus vorislamischer Zeit, das 2012 beim Festival Musica Sacra International uraufgeführt wurde. Für das gleiche Festival erarbeitete sie 2016 ein Bühnenprogramm über die Zaar-Musik südiranischer Stämme, die von arabisch-afrikanischer Trancemusik beeinflusst ist.

2013 gründete Maryam Akhondy ihre jüngste Musikgruppe, „Maryam Akhondy’s Paaz“. Das international besetzte Quintett spielt neu arrangierte persische Chansons aus der Zeit des iranischen Rundfunks bis zur Islamischen Revolution und von Jazz und Klassik beeinflusste Kompositionen der beteiligten Musiker.

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CD-PRODUKTIONEN

Die von Maryam Akhondy selbst produzierten Tonträgern sind meist Konzeptalben. So hatte ihr 2004 veröffentlichtes Werk „Banu – Songs of Persian Women“ die Gesangskultur der Frauen im Vielvölkerstaat Iran zum Inhalt. Im 2006 mit dem Ensemble Barbad aufgenommenen Album „Sarmast – Iranian Art Music for Texts of Persian Poets“ ging es um die Vertonung von Texten bedeutender persischer Dichter. „Maryam Akhondys Paaz – Live at WDR“ erschienen im Jahr 2016 und behandelt eine auch von westlicher Musik beeinflusste Epoche in der Geschichte des Iranischen Rundfunks.

2021 veröffentlichte Maryam Akhondy eine CD mit alten iranischen Gassenhauern, die sie für dieses Projekt neu eingesungen hat. Das Album beinhaltet auch ein Stück, in dem Akhondy in die Rolle eines Morscheds schlüpft, des den Takt vorgebenden Trommlers in den traditionellen Gymnastikhallen iranischer Männer. Das Projekt knüpft an ihr 1997 geschriebenes Musiktheaterstück „Andaruni“ an, in der es um privateste, nur im engsten Kreis iranischer Familien gesungene Lieder geht.

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© Bernd G. Schmitz

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